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Samstag, 18. Dezember 2004
Softwarepatent-Richtlinie am Montag
Kommentar
Wahrscheinlich wird am Montag im EU-Umweltrat die Richtlinie zu Softwarepatenten abgenickt.
Aus im wesentlichen zwei Gründen:
a) Der Konsens und die aussenwirksame Arbeitsfähigkeit im Rat ist wichtiger für die beteiligten Bürokraten
b) Die beteiligten Vertreter wollen vor Weihnachten kein Stress und vertrauen darauf, daß das EU-Paralament in der zweiten Lesung es schon richtet. Wozu also selbst arbeiten/kämpfen für etwas was man nicht versteht.

[Zynik]

Schaut mal bei den grossen Medien, was die heute alles für Themen gebracht haben. Es ist zum Beispiel viel wichtiger, daß der Bundestag erwischt wurde beim Mauscheln um WM-Sitzplätze!

Was kümmert da schon Software.
Was kümmert die Regierung, bzw. hier genau Frau Zypris und Konsorten, daß das gesamte Parlament gegen SWPAT sind?

Es geht schliesslich um Arbeitsplätze.
Aber um wichtige Arbeitsplätze. Wichtig sind offenbar nicht ein paar Tausend Arbeitsplätze von irgendwelche blassen, pickeligen und nervigen Leuten, die eh suspekt sind und dauernd Probleme (wie zum beispiel frecherweise gegen Sperrverfügungen protestieren - Frechheit aber auch!) machen.
Wichtige Arbeitsplätze, und das weiss natürlich das Justizministerium verlässlich genau, sind nur auf dem Gebiet der Rechtspflege angesiedelt.

Die SWPAT-Richtlinie wird einmal umgesetzt für ein wahren Auftragssegen in der juristischen Branche sorgen.
Dies ist wichtig, haben wir doch derzeit auf diesem Gebiet 4x soviele Juristen wie vor 5 Jahren. Die müssen beschäftigt werden!

[/zynik]

Oh hallo, auch schon aufgewacht?
Wir sind selbst schuld, wenn wir hier als Experten nicht genug dafür sorgten, über die Wichtigkeit des Themas in der Breite der Gesellschaft aufzuklären!
Die netten Internetstreiks oder auch realen Sitzung vor irgendwelchen Gebäuden in Luxenburg, Brüssel, München und co. sorgten mehr für Hömoriden als für die Verdeutlichung der Wichtigkeit bei den Entscheidungsträgern. Denn irgendwelche Hansel streiken bei jeder Entscheidung - die werden nicht beachtet, solange nicht die Presse und die Öffentlichkeit ebenfalls auf die Reaktionen achtet.

Es reicht auch nicht, Flames an irgendwelche Politikermailadressen zu senden. Bis etwas bei einem Politiker ankommt, und für diesen eine Bedeutung erhält, muss es zu einem Machtfaktor geworden sein; sprich es muss ein polarisierendes Thema sein, mit dem man sich profilieren kann.
Doch trotz 11 Jahren Web und trotz der gerade wieder anlaufenden DIskussion zu einem Informationsfreiheitsgesetz, ist den Leuten noch nicht aufgegangen, daß die IT zu einem wichtigen gesellschaftlichen Faktor geworden ist.

Und dies liegt daran, daß niemand den DAUs erklärt, wieso es wichtig ist!
Selbst wenn es jemand versucht, kommen irgendwelche Prediger des wahren IT-Glaubens an und meckern an irgendwelche Begrifflichkeiten rum.

Erst wenn die Verbindung: "Meinungsfreiheit - freie Meinungsäußerung - Recht auf Nutzung eigener Ideen - Software" gesellschaftlich breit bekannt ist, kann es zu einem politischen Ausschlagfaktor werden, ob ein Politiker für oder gegen SW-PAT ist.
Was nutzen schon ein paar Hundert Netizens, die bescheid wissen?
Das Thema muss an den Stammtischen verstanden werden. Erst dann verstehen es auch die Parteitage und erst dann finden sich Leute, die "richtig" auf politischen Wege und eingebunden in der politischen Familie dafür kämpfen.
Der Kampf von "Externen" ist zwar nett, aber nicht ausschalggebend für die derzeitige Parteienpolitiker, bei der nur zählt, wer ein Parteibuch oder ein Gewerkschaftsmitgliedszettel hat.


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