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Freitag, 30. Juli 2004
Die Crux der Barrierefreiheit - Was macht die Umsetzung so anspruchsvoll?
Webworking
(Dieser Beitrag hat sich aus einer Forendiskussion auf SelfHTML ergeben. ich denke aber er passt auch hierein, bevor in in die unergründlichen Tiefen des Forumsarchives verschwindet)

Die Anfangsfrage war:

Wo ist die Crux, wo liegt das Problem, barrierefreie Seiten zu erstellen?


Ich denke es liegt im Kern an zwei Dingen:
  1. Die übliche Marketingschiene funktioniert nicht mehr.
    In anderen Worten: Reicht es bei bisherigen, "herkömmlichen" Webdesign nur den Auftraggeber zufrieden zu stellen und nur dessen Geschmack zu treffen, ist dies nun nicht mehr der Hauptfokus.
    Barrierefreiheit heisst hauptsächlich, daß es den Besuchern und Benutzern der Website angepasst sein muss!
    Dies einem Auftraggeber zu vermitteln und diesen auch davon zu überzeigen, daß dessen Geschmacks- und Technikvorstellungen manchmal nicht nur veraltet sondern auch hinderlich sind, ist wirklich eine Herausforderung!
    Diese Herausforderung wiederum kann man nur mit echter Überzeugungsarbeit leisten. Nicht durch schöne Klarsichtfolien oder PR-Geschenke!

    Lange Rede, kurzer Sinn: Die gesamte Verkaufsschiene muss nun Qualität liefern und nicht mehr nur gut reden können!
  2. Wer sich zu sehr auf veraltete Verbreitungswege und Techniken versteift hat, hat naturgemäß Probleme beim Umstieg.
    Die Firmen wiederum, die dies zu verantworten haben, weisen natürlich jede Schuld von sich (teilweise sogar zu recht).
    (Unmoralisch halte ich es aber schon, wenn heute noch große Internetagenturen und SOftwarefirmen an Kommunen Lösungen verkaufen, von denen sie wissen müssen, daß es ein Fehlkauf ist. Andererseits sind Firmen wie Microsoft oder Bertelsmann nicht dafür da, die CIO-Aufgaben für die Auftraggeber zu übernehmen. Im Gegenteil sorgen ja die Fehler bzw. vergessenen Umsetzungen zur Barrierefreiheit, daß es Folgeaufträge gibt... )
    Dies geht sehr tief auch ins das Thema ein, daß alte Zöpfe in Frage gestellt werden müssen. Ganz simples aber extrem heikles Beispiel: Benutzung von WORD.
    Jahrelang haben einige Leute erfolgreich mit WORD publiziert und gemacht. Und jetzt auf einmal wird dies in Frage gestellt, weil irgendwelche dahergelaufene Linuxuser (igittigitt) das nicht lesen können?
    Was nicht sein darf, das kann nicht sein!

    Das Beispiel soll zeigen: Es beginnt im Kopf und mit den eigenen Vorstellungen. Man geht quasi immer von sich selbst aus und denkt dass dies dann auch für andere passen wird.

    Ist aber eigentlich nicht so!
    Barrierefreiheit beginnt damit, die Barrieren im eigenen Kopf einzureissen. Nämlich die Barrieren, die dafür sorgen, daß man nicht über den eigenen Tellerrand schaut!

    Aber wie schwer es ist, das Umdenken, daß Neudenken und das eigene Infragestellen zu fordern, dürfte auf der Hand liegen.
Ansonsten ist die technische Umsetzung einer barrierenfreien Website nicht soooo anspruchsvoll. Nur der 2. Schritt ist echt die Nuss, die viele niemals knacken können und auch nicht wollen.


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